x Roachware: Besuch bei Mutter Ratzinski

Freitag, 29. August 2008

Besuch bei Mutter Ratzinski

Con-Bericht RatCon 2008

Von den vier Großcons in Deutschland ist die RatCon die einzige, die von einem Hersteller von Spielen veranstaltet wird. NordCon ist eine Veranstaltung von vier Vereinen, die FeenCon wird durch die GFR veranstaltet, und die DreieichCon vom Jugendclub WIRIC (wenn auch Ulisses hier ein wenig unterstützt). Die ″Ratte″, wie die Con auch genannt wird, wird seit Jahr und Tag (schon zu Zeiten, das sie noch in Ratingen stattfand, und woher sie ihren Namen hat) von den Machern von Das Schwarze Auge veranstaltet, das heißt heutzutage, dass sie eine Gemeinschaftsproduktion von FanPro und Ulisses Spiele ist.

Ort des ganzen ist das Fritz-Henßler-Haus in Dortmund. Das Fritz-Henßler-Haus steht seit 1998 unter vorläufigen Denkmalschutz. Dass es dennoch gelingt, hier ein ″Haus der Jugend″ zu unterhalten, darf schon beeindrucken. Das Haus wurde in den letzten Jahren vorsichtig renoviert, was vor allem zu mehr Raum im Eingangsbereich führte. Hier findet man dann auch die Händler, die wie immer ein großes Angebot hatten, das vielen Besuchern die Geldbörse leerte.

Die RatCon hat eine lange Tradition verschiedener positiver und negativer Phänomene, und manchmal ist es schon ein Erlebnis zu prüfen, wo sich etwas verändert hat. Ich gehe sie mal in der Reihenfolge durch, in der man ihnen als Besucher begegnet.

Die Informationen auf der Con-Webseite waren besser (sprich: aktueller) als letztes Jahr, wenn es auch seltsam wirkte, dass die Spielrunden eines schönen Tages von der Con-Webseite verschwunden waren. Einen Tag später gab es eine extra Webseite auf der die Spielrunden zu finden waren. Sowohl von der Hauptseite hierhin als auch zurück waren Links zu finden; der tiefere Beweggrund hinter dieser Teilung ist mir nicht ganz klar.

Der Eingang ist ein bekannter Engpass bei jedem Con. Nach langen Jahren von Versprechungen, dass für Leute mit Vorverkaufskarten getrennt abgehandelt würden, was sich dann aber als Seifenblase entpuppte, gab es letztes Jahr zum ersten Mal eine effektive Trennung, die aber für Vorverkaufskunden keinen großen Vorteil lieferte. Dieses Jahr dahingegen konnte man mit einer Vorverkaufskarte tatsächlich deutlich schneller das Gebäude betreten – wenn man rechtzeitig erkannte, dass man sich hierfür gaaaanz weit rechts ins Gewühl pressen musste, und den großen Pfropfen Eintrittskartenkäufer durchstechen. Hier also ein Schritt voraus, wenn auch noch verbesserungswürdig.

Was allerdings weniger schön war, war das Wetter vor der Eröffnung. Leider fand Petrus es nötig, die Rattengänger ein wenig einzufeuchten – mit anderen Worten: es regnete ganz gut. Ich war froh, dass ich als Presse im voraus meinen Koffer (der immerhin nicht wasserdicht ist) am Eingang unter dem Dach deponieren konnte, so dass der Inhalt nicht noch durchnässt wurde. Andere Besucher hatten nicht ganz so viel Glück, aber es sind keine großen Verluste beklagt worden. Ich denke da zurück an 2004, als in der ersten Nacht ein Wolkenbruch einige Zelte wegschwimmen ließ und einige frisch gekaufte Zoobotanicas total durchweicht wurden.

Das Wetter blieb aber das ganze Wochenende hindurch unangenehm. Das ist natürlich nichts, was man den Veranstaltern vorwerfen kann.

Wer dann den Eingang erreicht hatte, konnte schon die ersten Spielrunden am schwarzen Brett aussuchen. Die Auswahl war ganz nett, und die Bretter sahen meist auch voller aus als in den letzten Jahren. Es gab natürlich viele Runden in den Ulisses-eigenen Systemen, aber auch Konkurrenzsysteme waren weit vertreten: Engel, Cthulhu, D&D, Shadowrun (3 und 4), Warhammer FRP, Endland, Nova etc. Die DSA-Runden waren schnell gefüllt, bei anderen Systemen hatte man mehr Zeit, sich einzutragen, nach dem altbekannten Motto: wer zuerst kommt, mahlt zuerst.

Keine Mühle gab es, wie üblich, bei den Alveraniarsrunden. Seit fast zwei Jahren haben die Alveraniare – aus schlechten Erfahrungen schlau geworden – für alle ihre Runden eine Würfelprozedur eingeführt. Man muss also nicht im richtigen Augenblick am Brett stehen, und sich gegen hundert andere Interessenten durchkämpfen: man steht in einer langen Schlange an, und würfelt mit drei W20. Die niedrigsten Summen dürfen spielen, so dass auch jemand, der nicht als erster ankommt, eine Chance hat. (Leider heißt das im Umkehrschluss, das jemand, der wie ich grundsätzlich beim Würfeln Pech hat, fünfmal umsonst anstehen darf – dreimal für das multiparallele Abenteuer, und zweimal für die Alveraniars-Einzelrunden...) Das berühmte ″Multiparallele Abenteuer″ zog natürlich besonders, freitags und samstags standen mehr als 150 Spieler für die jeweils 36 Plätze an. ′mal sehen, ob es nächstes Jahr zum 10. MPA etwas besonderes geben wird.

Die Tischeinteilung hat die Orga inzwischen ganz gut im Griff. Nachdem vor zwei Jahren die Zuteilung von Tischen zu einem mittelprächtigen Chaos geführt hatte, wurde jetzt mit Tischpfand, Zuweisungskarten, einer (endlich funktionierenden) Computerverwaltung der Tischzuweisungen und sehr geduldigen und netten Orga-Feen beiderlei Geschlechts eine richtig ruhige Atmosphäre geschaffen, die dann auch auf die Spieler und Spielleiter übergriff.

Für viele Besucher des RatCon sind auch die sog. ″Workshops″ interessant, von denen es in diesem Jahr (″namenlose″) 13 Stück gab. In den meisten davon wurden DSA-Themen angesprochen, aber es gab auch allgemeine Themen, sowie einen Workshop zur Zukunft von Shadowrun.

Aber für den ConGänger sind ja nicht nur die Runden und Workshops wichtig, ebenso wichtig sind die Fragen ″Wo schlafe ich?″, ″Was esse ich?″ und ″Wie sind die Toiletten?″

Das letzte zuerst: nachdem in diesem Jahr die Toiletten noch renoviert worden waren, waren sie dieses Jahr zum Grossteil in einem hervorragenden Zustand, und blieben das auch das Wochenende hindurch. Man konnte sich auch noch sonntags hinein wagen ohne im Abwasser zu waten – im Gegenteil. (Nur die Herrentoiletten im obersten Geschoss zeichneten sich durch fehlende Brillen aus, aber auch die waren durchgängig sauber.)

Schlafplätze sind auf der RatCon immer etwas besonderes. Zum einen kann man (wenn man das Regenrisiko liebt) auf der Wiese hinter dem FHH zelten. Allerdings war daas dieses Jahr wegen des Regens, der Freitag und Samstag fiel, nicht gerade super angenehm. Andererseits schliefen auch wieder viele in Gängen, Zimmern etc., sowie in der Turnhalle. Die litt allerdings darunter, dass die neuen Duschen direkt nebenan lagen, und die Geräuschisolierung sich nicht gerade als effektiv herausstellte. Den Vogel schossen aber einige Experten ab, denen es draussen wohl zu nass zum Zelten gewesen war, und die darum ihre Zelte ganz dreist im Untergeschoss aufstellten.

Das Essen. Hmm. Von der Cafeteria des FHH wird ein Angebot gemacht, das sich in den letzten Jahren durchweg durch akzeptabele Preise ausgezeichnet hatte. Leider waren die dieses Jahr allerdings zum Teil kräftig in die Höhe geschossen, wodurch das Preisniveau beinahe das des FeenCon erreichte. Schade, denn die Qualität ist eigentlich ganz akzeptabel, wenn auch wenig vegetarierfreundlich.

Wo wir gerade von Preisen sprechen: auch wenn es seit Jahren beklagt wird, es wird sich wohl nichts daran ändern, dass man auch wenn man sonntagsmorgens erst ankommt, denselben Eintrittspreis zahlt wie jemand, der bereits freitagsabends erscheint.

Der Con wirkte recht leer, manche meinten auch im Vergleich zum Vorjahr. Allerdings hatte bereits im Vorjahr das Haus recht leer gewirkt, was wohl in erster Linie dem Umbau zu danken war, denn die wirklichen Engpässe waren hierdurch verschwunden. Ein kleiner Besucherrückgang war dennoch auch hier zu bemerken, er lag lt. Veranstalter aber bei vier Prozent, hält sich also noch im Rahmen des Erträglichen. Gut halb so viele Gäste wie beim Feencon, und knapp halb so viele Spielrunden (gut 100 lt. Veranstalter) passen auch ganz gut zusammen.

Die Künstlergalerie war umgezogen, sie befand sich dieses Jahr im sog. ″Gartensaal″, wo manch ein Besucher sie anscheinend gar nicht fand.Ich habe jedenfalls auch sonntags nachmittags noch entsprechende Kommentare gehört. Ein anderes ″kulturelles″ Ereignis war die Hörprobe zu den DSA-Hörspielen, die auch mit zum Teil eingehender Kritik einherging. In Zukunft sollen die Hörspiele daher noch eine Runde durch die DSA-Redaktion oder zumindest durch einige DSA-kundige Berater machen.

Alles in allem war es trotz mancher Kleinigkeiten wieder ein gelungenes Ereignis, und man darf sich bereits auf den 28.-30. August 2009 freuen, wenn der nächste RatCon stattfinden wird.

Veranstaltung

RatCon, 22.-24. August 2008

Ort

Dortmund, Fritz-Henßler-Haus

Eintritt

10 €

Teilnehmer

1.250 (lt. Veranstalter)

Dauer

Freitag 18 bis Sonntag 18 Uhr

3 Kommentar(e):

Anonym hat gesagt…

1250 Besucher, 100 Runden.
Sagen wir mal alle 100 Runden sind komplett voll gewesen, also 1 SL + 6 Spieler.
Dann haben 700 Leute da einmal gezockt. Was hat dann der Rest da gemacht?

Anonym hat gesagt…

Essen, Schlafen, Quatschen, Workshops besuchen, Kartenspiele spielen, Brettspiele besuchen, TableTops spielen, bei Händlern einkaufen, Demorunden zocken usw. usw.
Das passt schon ganz gut, eher wundert mich da das Verhältnis beim NordCon zwischen angegebener Besucherzahl und Zahl der stattgefundenen Spielrunden... ;-)

Unknown hat gesagt…

Ixch könnte mir auch vorstellen, dass einige Runden gar nicht gemeldet wurden, zum Bleistift die Rundes des Ulisses-Forums...
Außerdem sind ja traditionell auch eine ganze Menge Tabletopper da, sowie Leuite, die, wie o.g., eigntlich nur für die Workshops antanzen.
Beim FeenCon passt das (ähnliche) Verhältnis ja auch in erster Linie durch die Tabletopper und die Live-Action-Leute.