x Roachware: Januar 2008

Freitag, 11. Januar 2008

Stürmisch

Tschach! / Tempête sur l′Échiquier / Knightmare Chess

Wann ist ein Spiel ein Klassiker? Eine Voraussetzung hierfür ist sicher, dass es bereits lange Zeit auf dem markt ist, und dass es gekauft wird – wobei der Verkauf eine Bedingung dafür ist, dass es auf dem markt bleibt. Aber was ist ′lange Zeit′? Fünf Jahre sind sicher nicht genug, bei zehn Jahren könnte man beginnen, darüber nachzudenken. Tschach! ist in der Französischen Originalversion vor mehr als 15 Jahren erschienen, und könnte auf jeden Fall dazugerechnet werden.

Nachdem Tempête sur l′Échiquier in Frankreich in 1991 erschien, wurde es 1996 in den USA von Steve Jackson Games als Knightmare Chess herausgebracht, sowie etwas früher (1994) vom Heidelberger Spieleverlag als Tschach! Letztere Version ist zwar einige Zeit ausverkauft, aber vom Heidelberger Verlag verlautete, dass man bereits einige Zeit plane, das Spiel wieder aufzulegen, und in der zweiten Hälfte dieses Jahres soll es dann nach den letzten Informationen tatsächlich soweit sein.

Tschach! ist kein komplettes Spiel. Zusätzlich benötigt man ein Schachspiel, das aber bei der Zielgruppe für Tschach! vorhanden sein dürfte. Es handelt sich hierbei nämlich um eine Variante auf das altehrwürdige Schachspiel, daher auch der Name.

In der Deutschen Version besteht Tschach! aus 50 Karten. Die Einschränkung ″Deutsche Version″ ist hier wichtig, denn die Versionen unterscheiden sich vom Umfang erheblich:

  • die Deutsche Version enthält 50 Karten (ist auch für die Neuausgabe geplant), mit den ursprünglichen schwarzweißen Illustrationen.
  • die Französische Ursprungsversion hatte 72 Karten in schwarzweiß, mit hervorragenden zeichnungen von Gérard Mathieu.
  • Als der Verlag Ludodélire schloss, wurde das Spiel von Variantes übernommen (Variantes ist eigentlich ein Verkäufer von Schachspielen), die Karten wurden koloriert, und das ganze neu herausgebracht. Einige Zeit später erschien noch eine zweite Ausgabe, mit neuen Karten, die unabhängig gespielt werden kann.
  • Steve Jackson Games brachte das Spiel für den US-Markt heraus, unter dem Namen Knightmare Chess, und mit vollständig neuen Illustrationen des Brasilianers Rogerio Vilela. Knightmare Chess war von Anfang an farbig. Es besteht aus 80 Karten (zwei Editionen mit je 80 Karten), hat schon in der ersten Ausgabe einen etwas anderen Kartenmix – die 2. Ausgabe wurde von Steve Jackson Games entworfen – und teilweise auch etwas andere Regeln. Der Ton der Illustrationen geht stark Richtung Gothic / düster, verglichen mit den Cartoon-/Fun-mäßigen Originalillus.

    Die Regeln sind sich ähnlich genug, dass eine Besprechung alle hier genannten Versionen abdeckt.

    Beide Spieler erhalten je fünf Karten, mit denen sie das Spiel beeinflussen können. Manche Karten verändern die Art, wie bestimmte Figuren ziehen, manche Karten tauschen zwei Figuren gegeneinander aus, andere sorgen für Fallen, verbieten den letzten gemachten Zug usw. Wann man eine Karte genau ausspielen darf, steht auf der jeweiligen Karte selbst, dazu gibt es noch zwei weitere Bedingungen: man darf nur eine Karte pro Zug spielen, und man darf nicht durch die Karte den Gegner Matt setzen. Das Ziel des Spiels ist es nämlich immer noch, wie beim normalen Schach den Gegner Matt zu setzen. In einigen Ausgaben gibt es eine Karte, die die Farben der Spieler für drei Züge austauscht: dies kann eine böse Falle sein, wenn man sieht, dass man in eben diesen drei Zügen Matt gesetzt werden kann.

    Nicht nur diese Karte wird zu Diskussionen führen, aber meistens dürfte man leicht zu Übereinstimmungen kommen, was bestimmte Karten tun und bedeuten. Für Zweifelsfälle des Knightmare Chess bietet Steve Jackson Games eine FAQ auf der Webseite an.

    Wenn man eine Karte ausgespielt hat, erhält man auch sofort eine neue Karte auf die Hand, die man dann mit dem folgenden Zug ausspielen kann.

    Man könnte meinen, dass das altehrwürdige Denkspiel Schach durch den Kartenzufall an Reiz verlieren würde, aber ob dem tatsächlich so ist, wird jeder für sich selbst entscheiden müssen. Es dürfte drei Arten von Spielern geben: die, die mit Schach sowieso nichts anfangen können – für die ist auch Tscach! nicht interessant. Dann gibt es die, für die Schach viel zu ernst ist um es auf diesem Weg aufzulockern – auch diese Spieler dürften wenig an Tschach! haben. Die dritte Gruppe sind die, die auch einmal etwas weniger ausgetretene Pfade begehen wollen, und die dürften Tschach! sicher eine interessante Alternative finden. Nur bei wirklich gleich guten Spielern liefert der Zufall der Karten einen wesentlichen Faktor für das Ergebnis, auch kleine Unterschiede in der Spielstärke machen sich auch mit den Karten noch gut bemerkbar. Von daher ist Tschach! (und wird dies auch sein, wenn es wieder herauskommt) eine interessante Möglichkeit für Freunde von Schach-Varianten und allgemeinen Denkspielen.

    Hersteller

    Ludodélire, Variantes, Steve Jackson Games, Heidelberger Spieleverlag

    Sprache

    Französisch, Englisch, Deutsch

    Autor

    P. Clequin und B. Faidutti

    Spieler

    2

    Denken

    8

    Glück

    3

    Geschicklichkeit

    0

    Preis ca.

    20 € (F), 17 $ (US), 7€ (D, out of print, Preis einer evtl. Neuauflage nicht bekannt)

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Montag, 7. Januar 2008

Neues bei Ulisses

Silent Pat von Ulisses Spiele hat angekündigt, dass der Götterwürfel, der in begrenzter Auflage auf der Spiel erhältlich war, in Kürze in d Rollenspielläden zu finden sein werde. In seinem Posting im Ulisses-Forum zeigt er auch ein Bild: die neue Ausgabe wird wohl rote Symbole haben, während die Original-Version weisse Symbole hatte. Genauere Besprechung folgt in Kürze. Hier klicken um mehr zu lesen...

Mittwoch, 2. Januar 2008

Alles Gute

und Vermißtmeldungen Zum Neuen Jahr noch alles Gute. Ich war über Silvester / Neujahr bei Bekannten, auch umSpiele zu testen, und komme soeben wieder zurück. Möge allen Lesern das Neue Jahr nur Gutes bringen. Auch diesen Monat wieder die Frage: wer weiß etwas über das Schicksal dieser Firmen? Es sind Spieleherausgeber, die irgendwie vom Erdboden verschwunden sind…

Hier die aktuell Vermißten:

  • Kidult. Der Herausgeber aus Italien hat zwar seine Webseite noch aktiv, Mails kommen aber zurück, weil die Mailbox voll ist. Updates scheint es auch schon längere Zeit nicht mehr gegeben zu haben, und in Essen, wo Kidult letztes Jahr noch einen großen Stand hatte, war dieses Jahr keine Spur zu entdecken. Ich habe auch bei Amigo und Carletto nachgefragt, aber die konnten mir auch nicht weiter helfen: Amigo sagt, dass die Vertriebsabmachung vor gut einem Jahr in freundlicher Atmosphäre aufgelöst worden sei.
  • Q.E.D. Games. Hier befürchte ich, dass der Verlag schon längere Zeit nicht mehr existiert. In der Wayback Machine endet die Webpräsenz im Dezember 2004, es scheint, dass der Verlag seither auch nicht mehr existiert. Ich wäre aber für genauere Informationen dankbar.
  • The Buntu Circus. Ich nehme als sicher an, dass Andy Cox und Brian Armstrong den Verlag nicht mehr haben, dennoch würde mich interessieren, ob sie noch etwas im Spielebereich tun, sowie ob es eine Chance gibt, dass das Spiel noch einmal erscheint. Ich habe ein Exemplar, und werde auch eine Rezension schreiben, aber es wäre schön, wenn das Spiel auch wieder erhältlich würde.
Soweit für diesen Monat. Hier klicken um mehr zu lesen...

Brennend heißer Wüstensand (so schön, schön war die Zeit)

Nomads of Arabia

Manchen Spieleverlagen sieht man es am Namen an, aus welcher Gegend des Globus sie kommen, bei anderen würde man einen üblen Fehler machen, wenn man derartige Annahmen machte. Wattsalpoag Games gehört zu letzteren. Der Name klingt als käme er aus Australien oder Wales, in Wirklichkeit sitzt Wattsalpoag aber im US-Bundesstaat Washington, genauer: in Bellvue.

Eines der Spiele dieses Verlages ist Nomads of Arabia, bei dem man mit den Nomaden der Arabischen Halbinsel durch die vielfältigen Landschaften zieht und Tiere einfängt, um sie in den Städten zu verkaufen. Gleichzeitig befindet sich ein Pilger auf der Hadj, wenn dieser Mekka erreicht, endet das Spiel.

Optisch macht das Spiel einen hervorragenden Eindruck. Zusätzlich zu einem ziemlich großen Spielbrett findet man in der Schachtel:

  • sechs Spielfiguren (normale Mensch-ärgere-Dich-nicht-Pöppel)
  • ein Päckchen mit 72 Karten, die das Geld darstellen (in Werten von 1, 2, 5, 10, 20 und 50 Dinar, 12 von jeder Sorte)
  • Pappbögen mit Ausstanzteilen: Geländestücke und runde Stadtmarker
  • 6 Spickzettel über die Bedeutung einzelner Stadtmarker
  • Abdeckpappen, mit denen die Vorratsfelder für die Tiere abgedeckt werden können, wenn man mit weniger als 5 Spielern spielt.
  • 80 Spielsteine: je 20 in orange, braun, weiß und schwarz, die jeweils Kamele, Esel, Ziegen und Pferde darstellen sollen.
  • Würfel mit Farbmarkierungen: ein weißer (Land-)Würfel mit sechs verschiedenen Farben, zwei grüne (Tier-)Würfel mit den vier Farben der Tiere auf je einer Seite, die übrigen zwei Seiten sind leer, sowie 16 elfenbeinfarbene (Tierfänger-)Würfel, jeweils vier für jede Tierart. Auf den Tierfängerwürfeln findet man viermal einen Punkt in der Tierfarbe, die anderen zwei Seiten sind leer.

So schön das Material aussieht, beim Spielen treten zwei unangenehme Nebenerscheinungen auf. Zum einen sind die Farbpunkte für Esel und Kamele auf den Tierwürfeln nur schlecht zu unterscheiden, so dass man regelmäßig genau nachsehen muss, was denn jetzt genau gewürfelt wurde. Zum anderen sind die Spielsteine für die Tiere Hartplastik-Halbkugeln. Das sieht zwar edel aus, aber die Figuren rutschen einem doch arg leicht durch die Finger, auch bei ganz normaler Geschicklichkeit. Wenn man von diesen zwei Schönheitsfehlern absieht, ist das Spielmaterial sehr gediegen und hat sehr hohe Qualität.

Besonders nett sind die Abdeckkärtchen für die Vorratsfelder, da sie viel deutlicher machen als die normalen Aufdrucke auf dem Spielbrett, wie viele Tiere bei niedrigeren Teilnehmerzahlen verwendet werden sollen.

Die Geländestücke sind Pappstreifen, die in der Auslage abwechselnd vier Geländegebiete zwischen zwei halben Gebirge-Gebieten und vier Geländegebiete plus eine Stadt zeigen. Die Streifen werden abwechselnd ausgelegt, so dass durch den versatz zwischen den Streifen effektiv ein Spielfeld aus Sechsecken entsteht. Oberhalb der Geländegebiete ist der Pilger abgebildet, und darüber sind die fünf verschiedenen Geländetypen, die Tiere enthalten können, abgebildet: eine blaue Oase, ein grünes Grasland, gelbe Sanddünen, rote Felswüste sowie violetter hartgebackener Boden. Auf den Geländestreifen findet man außerdem noch leere (echte Wüsten-)Felder und Gebirge. Während in den leeren Wüstenfeldern keine Tiere zu finden sind, kann man die Gebirgsfelder nicht betreten.

Nachdem in den verschiedenen Geländetypen Tiere aufgetaucht sind, zieht man mit seinem Nomaden los und nimmt aus den Städten 2 oder 3 Tierfänger mit, dargestellt durch die Tierfängerwürfel. In den verschiedenen Feldern darf man dann mit den Tierfängern Tiere jagen oder rufen. Zum Jagen würfelt man mit allen mitgenommenen Würfeln und die geworfenen Punkte darf man als Tiere einsammeln, wenn diese Tiere in dem Geländetyp zu finden sind. Ersatzweise darf man, wenn man mit allen Würfeln keinen Punkt gewürfelt hat (Chance von 1/9 bei zwei, 1/27 bei drei Tierfängern) ein Tier frei wählen, das im Gelände zu finden ist. Hat man aber Pech, so hat man zum Beispiel einen Kamelfänger mitgenommen, würfelt mit diesem auch einen Punkt, aber im Gelände ist kein Kamel zu finden. Dann erhält man nichts.

Ersatzweise kann man auch Tiere rufen lassen, dann werden die erwürfelten Tiere aus dem Vorrat in das entsprechende Feld gestellt.

Gefangene Tiere kann man in der Stadt verkaufen, wobei der Wert einer Tierart sinkt, je mehr Exemplare in der Wildnis herumlaufen.

Wenn eine Tierart gar nicht mehr gefangen werden kann, weil alle Exemplare gefangen oder wieder bzw. noch in den Vorratsfeldern stehen, werden Tiere dieser Art mit Hilfe des Landwürfels wieder ins Spiel gebracht, wodurch der Wert der Tiere wieder sinkt. Genauso führt ein leerer Geländetyp zur Aufstockung des Bestandes – hierbei wird mit den Tierwürfeln gewürfelt, welche Tiere neu zu finden sind. Solch eine Aufstockung führt dann auch dazu, dass die Wüste sich bewegt: ein Landstreifen verschwindet (am unteren Ende), dafür erscheint am oberen Ende ein neuer Streifen. Unangenehm, wenn man selber auf dem verschwindenden Streifen steht: man verliert alle Tierfänger, und alle Tiere bis auf zwei. In der nächsten Runde darf man auf einem beliebigen Feld wieder erscheinen, die sollte aber eine Stadt sein, da man erst wieder Tierfänger anheuern muss, ohne die man im Gelände nichts tun kann.

Jede Stadt bietet außer der Möglichkeit, Tiere zu verkaufen und neue Tierfänger anzuheuern, eine Besonderheit. Die ersten Städte bieten spezielle Boni für den ersten, der eine Stadt erreicht, das kann von extra Geld bis hin zu einer Extrarunde oder einem Bonus auf verkaufte Tiere gehen. Nachdem einige dieser Städte durchgelaufen sind, kommt man in die Nähe von Mekka. Von den letzten fünf Markern bieten vier in der jeweiligen Stadt einen Bonus beim Verkauf einer bestimmten Tierart an, der fünfte Marker ist Mekka selbst. Sobald Mekka auf dem Spielfeld erscheint, ist das Spiel zu Ende, und es können keine Tiere mehr verkauft werden. Da die Stadtmarker gemischt werden (man weiss nur, dass Mekka einer der letzten fünf Marker ist), wird man also eventuell auf dem linken Fuß erwischt. Wer jetzt das meiste Geld hat, hat gewonnen.

Nomads of Arabia ist ein Spiel, bei dem viel davon abhängt, ob man Würfelglück hat bzw. ob die Städte gerade an der richtigen Stelle erscheinen. Wenn man Pech hat, fängt man eine seltene Tierart, und ehe man es sich versieht, laufen so viele Exemplare dieser Tierart in Arabien herum, dass man kaum noch Geld erhält. Ebenso kann es unangenehm sein, wenn die Städte partout nicht auf der Seite des Spielfeldes erscheinen wollen, wo man selber ist.

Dennoch muss man ständig auch Risikos abwägen. Die Gefahr, plötzlich durch Bewegungen des Spielfeldes beinahe seinen gesamten Tierbestand zu verlieren, sowie der Kursverlust, wenn viele Tiere der gefangenen Arten freigesetzt werden, müssen immer gut abgewogen werden gegen die Chance, später mehr verdienen zu können, zum Beispiel weil ein Mitspieler bereits Tiere derselben Art verkauft. Auch muss man schon beim Verlassen einer Stadt planen, wo man welche Tiere einfangen will, damit man die richtigen Fänger dabei hat.

Langweilig wird das Spiel nicht so schnell, da man während der Spielzüge der anderen zwar nichts tun kann, aber ein Spielzug ist schnell durchgespielt, so dass man auch schnell wieder an der Reihe ist.

Nomads of Arabia ist sicherlich kein hochgeistiges Spiel, aber aber es bietet vor allem dem Gelegenheitsspieler eine interessante Herausforderung. Dadurch, dass das Spielfeld auch mit jedem Spiel anders ist, und auch nicht von Anfang an bekannt ist (man sieht immerhin immer nur einige Streifen), kann man auch nicht eine allgemeine Strategie entwickeln, sondern muss sich auf jedes Spiel neu einstellen. Der Spieleprofi läßt das Spiel vielleicht links liegen, weil ihm der Glücksfaktor zu hoch ist, während der Hobbyspieler es gerne einmal hervorholt. Allerdings dürfte die angegebene Spieldauer von 45 bis 60 Minuten sehr knapp geschätzt sein – wenn man es kennt, dürften es eher 90 Minuten dauern, bei Neulingen kann es auch gerne einmal über zwei Stunden lang sein.

Hersteller

Wattsalpoag Games

Autor

Kris Gould

Sprache

Englisch

Spieler

3-6

Denken

6

Glück

7

Geschicklichkeit

1 (um die Tier-Spielsteine nicht fallen zu lassen bzw. unter dem Sofa wieder hervorzuholen)

Preis ca.

15 €
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