x Roachware: Neues aus Kopenhagen

Freitag, 18. Dezember 2009

Neues aus Kopenhagen

Klimapoker

BeWitched ist ein Ein-Frau-Spieleverlag aus Berlin, der vor allem durch gesellschaftskritische, satirische Spiele bekannt geworden ist - das Brettspiel Die drei Gebote vom vorigen Jahr war eine Ausnahme, wenn auch eine sehr nette. Dieses Jahr erschien zur SPIEL ein Kartenspiel mit dem Namen Klimapoker, das Aufmerksamkeit für die 'Kllimakrise' wecken will.

Im Spiel werden die drei Punkte betrachtet, die bei den Verhandlungen die Eckpunkte formen: CO2-Produktion, Todesopfer durch Klimaphänomene und Unwetterschäden. Das ansonsten publikumswirksam in den Vordergrund gestellte Abschmelzen des Polareises wird hier nicht betrachtet - bei den offiziellen Diskussionen spielt es auch kaum eine Rolle, während gerade die Schäden an Vermögen und Leben einen Zentralplatz einnehmen.

Das Spiel wird in einer kleinen Kartonschachtel verkauft, die ziemlich voll ist - man erwirbt nur wenig Kohlendioxid mit. Stattdessen findet man in der Schachtel:

  • sechzig Spielkarten mit den Eckdaten von sechzig Ländern
  • 40 schwarze Plastikchips
  • ein schwarzes Plastikhaus
  • eine grüne Plastikfahne aus zwei Teilen, die vor PSielbeginn zusammengesteckt werden muss
  • eine Spielregel

Diese Spielregel ist auf Papier gedruckt, das sich ziemlich dünn anfühlt - man hat unwillkürlich das Gefühl, dass die Regel leicht reißen könnte, auch wenn das Papier bei näherem Hinsehen doch ziemlich normalstabil ist. Die Karten hingegen fühlen sich ziemlich stabil an, was für die Platikteile ebenfalls gilt.

Die Karten sind ziemlich übersichtlich und geben noch weitere Informationen. Zunächsat sind oben (sowohl links als auch rechts, für linkshändige Spieler) in drei Symbolen die Wertungskategorien Kohlendioxidproduktion, Todesfälle und Umweltschäden angezeigt, wobei die Farbe das Land für jede Kategorie in eine von vier Gruppen (grün, gelb, orange, rot) einteilt. Dazwischen ist das Land auf einer Umgebungskarte zu sehen, darunter der Name und der Erdteil. In einer Infobox findet sich der Name der Hauptstadt, die UNFCCC-Gruppe und eune Liste der Staatengruppen, zu denen das Land gehört. Unten finden sich dann die Wertungskategorien mit den genauen Zahlen.

Hierbei werden die CO2-Emissionen in kg aus dem Jahr 2005 verwendet, die Zahl der Todesopfer wegen Umwelteinflüssen je 100.000 Einwohner in den Jahren 1998 bis 2007, sowie die Umweltschäden in derselben zeit in % vom BIP.

Zu Spielbeginn werden die Karten gemischt, jeder Spieler erhält gleich viele, die er, ohne sie anzusehen, in einem Stapel vor sich ablegt (ein Teil der sog. 'Lobby', was hier wohl eher als Eingangshalle zu verstehen ist denn als Raum für Lobbyisten). Der Startspieler erhält sechs schwarze Chips, die Fahne und das Haus, alle anderen Spieler fünf Chips. Vom Lobby-Sapel nimmt jetzt jeder Spieler so viele Karten auf die Hand (ins 'Kaminzimmer') wie er Chips vor sich liegen hat. Anschließend beginnt das eigentliche Spiel.

Jeder Zug besteht aus einer verpflichtenden Herausforderung und einer optionalen Konferenz, in dieser Reihenfolge. Für die verpflichtende Herausforderung bestimmt der Spieler, der an der Reihe ist (dieser besitzt die grüne Fahne) eine der drei Wertungskategorien und legt eine Handkarte verdeckt vor sich ab, wobei er den Namen des Landes nennt. Anschließend wählt reihum jeder Mitspieler ebenfalls ein Land aus den Handkarten, nennt das Land und legt die Karte verdeckt vor sich ab. Der Spieler links vom Spieler mit der Fahne darf tippen, welches Land den besten (niedrigsten) Wert hat, anschließend werden die Karten aufgedeckt. Stimmt der Tipp, darf der tippende Spieler wählen, ob er einen Chip mehr oder weniger haben will (also eine Handkarte mehr oder weniger als in dieser Runde), wopbei ein Minimum von 4 Chips besteht. Der Spieler mit dem tatsächlich besten Land erhält die Karten, von denen er eine (nicht die eigene) auf die Hand nimmt, die anderen kommen auf einen Ablagestapel in der Lobby.

Anschließend darf der Spieler mit der Fahne eine Konferenz einberufen: hierzu legt er eine Gruppe von mindestens drei Karten aus, die in einer der drei Kategorien dieselbe Farbe haben. Die beiden Länder, die in der Kategorie die schlechtesten Werte haben, sind mit dem Konferenzergebnis nicht zufrieden und gehen in den Ablagestapel, die übrigen Länder kommen in einen extra Ablagestapel (den 'Flughafen', in dem der Spieler die Siegpunkte sammelt. Jedes Land gibt 3 bis 6 dieser Punkte.

Am Ende des Zuges wird die Fahne an den linken Spieler weitergegeben, das Haus bleibt beim ursprünglichen Startspieler. Außerdem zieht jeder Spieler Karten nach bzw. legt diese ab, bis er so viele Karten auf der Hand hat wie er Chips besitzt.

So geht das Spiel rundum weiter, bis schließlich ein Spieler nur noch zwei aktive Karten hat (auf der Hand und in der Lobby, Karten im Flughafen zählen hierfür nicht). Dann geht das Spiel in die Endphase über: jeder Spieler, der noch an die Reihe kommt, darf noch eine Konferenz einberufen, allerdings endet das Spiel, wenn die Fahne wieder beim ursprünglichen Startspieler (mit dem Haus) ankommt.

Es gibt noch Bonuspunkte : die Spieler mit den wenigsten Karten auf der Hand und in der Lobby (Summe) erhalten zehn Puinkte extra, die Spieler mit den wenigsten Chips sieben.

Ein wenig erinnert das Spiel an Trumpfquartette, ist aber deutlich tiefergehend. Dadurch, dass man das Land wählen kann, hat man ein wenig Einfluss auf die Chancen, eine bestimmte Herausforderung zu gewinnen und Karten für Konferenzen zu sammeln. Wenn man die Fahne hat, sollte man geundsätzlich, wenn möglich, auf jeden Fall eine Ländergruppe auslegen um Punkte zu verdienen, vor allem bei Spielen mit mehr Mitspielern. Die gilt besonders für den ursprünglichen Startspieler und den direkt folgenden, weil diese bei Spielende die geringsten Chancen haben noch eine Gruppe auszulegen.

Es ist auch wichtig, gut abschätzen zu können, wie stark einzelne Länder durch den Klimawandel betroffen sind - und da gibt es sicherlich auch Überraschungen: Togo hat nicht nur (wie man erwarten mag) einen niedrigen Kohlendioxidausstoß, sondern auch sehr wenig Todesopfer und Umweltschäden. Andererseits wird sogar in der Spielregel darauf hingewiesen, dass der hohe Wert für Unwetterschäden in Grenada vor allem an Hurrikan Ivan zu "verdanken" ist.

Klimapoker ist ein Spiel, das recht kurz ist (die in der Spielregel angegebenen 30-40 Minuten wurden in Testrunden meist sogar unterschritten), aber dennoch unterhaltsam. Entscheidungsmöglichkeiten hat man in der Regel zwar eher wenige, aber dennoch hat man am Spielende nicht das Gefühl, dass das Glück eine hohe Rolle gespielt hätte. Es kann sicher keinen langen Abend füllen, aber als Zwischendurchspiel (oder auch als Mitbringsel) ist Klimapoker sicher hervorragend geeignet.

HerstellerBeWitched Spiele

Autor

Andrea Meyer

Spieler

2-4

Denken

8

Glück

3

Geschicklichkeit

0

Preis ca.

€ 9,90

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