x Roachware: Werwölfe heulen durch die Nacht

Montag, 17. November 2008

Werwölfe heulen durch die Nacht

Ultimate Werewolf

Werwolf ist im Ursprung ein Kartenspiel, das für eine größere Gruppe von Spielern gedacht ist, und in der Urform mit einem Satz Spielkarten gespielt werden kann. Schöner ist es allerdings, wenn man mit speziell für das Spiel entwickelten und entworfenen Karten spielen kann.

Die in Deutschland bekannteste Version ist Die Werwölfe vom Düsterwald, das zusammen mit der Erweiterung Neumond vom Französischen Verlag Asmodée vertrieben wird. Diese Version enthält (zweimal) achtzehn Karten, ist also für Gruppen bis 18 (36) Spieler geeignet, was in der Regel auch ausreichend ist. Wer allerdings eine noch größere Gruppe zusammenfügen will, stößt auf Materialprobleme. Hierfür gibt es mit "Ultimate Werewolf" noch eine Version, mit der man bis zu 68 (in Worten: achtundsechzig!) Spieler spielen lassen kann. Allerdings wird schon in der Spielregel empfohlen, bei mehr als 30 Spielern die Gruppen aufzuteilen - eine Sonderregel kann dann sogar Spieler von der einen Gruppe zur anderen schicken.

Für alle, die das Spiel nicht kennen, hier eine kurze Beschreibung: die Spieler stellen Dörfler dar in einem kleinen, abgeschiedenen Dorf. Leider sind nicht alle Spieler einfache Dörfler, es haben sich auch ein paar Werwölfe unter die Dörfler gemischt, und die beginnen nunmehr, in 'ihrem' Dorf zu 'ernten'. Die Dörfler wiederum finden die dauernden Leichenfunde nicht sonderlich prickelnd, und beschließen, Mitdörfler zu lynchen in der Hoffnung, die Urheber des Übels zu töten. Wenn alle Werwölfe getötet werden, gewinnen die überlebenden Dörfler, wenn der letzte Dörfler stirbt, gewinnen die überlebenden Werwölfe.

Geregelt wird das ganze über einen Spielleiter, der den Tag-Nachtrhythmus organisiert und für die festen Ereignisse sorgt. Abends schließen alle Dörfler die Augen, dann ruft der Spielleiter die Werwölfe auf, damit sie sich auf ein Opfer einigen. Wenn noch andere Rollen vergeben werden (siehe unten), werden auch diese in bestimmter Reihenfolge tätig, wobei immer alle übrigen Dörfler die Augen geschlossen halten müssen. Morgens wird das Dorf wach und stellt fest, wer gestorben ist. Dann darf diskutiert werden, bis ein verdächtiger Werwolf bestimmt wird, der anschließend gelyncht wird. Lynchen ist harte Arbeit für einen einfachen Dörfler, deshalb schlafen anschließend wieder alle ein und eine neue Nacht beginnt...

Nach welchen Regeln die Abstimmung erfolgt, wer gelyncht werden soll, ist in den verschiedenen Regelversionen unterschiedlich geregelt. In der Amerikanischen Version wird eine Methode angeboten, die europäischen Geschmäckern vielleicht nicht ganz passt: wenn ein Spieler einen anderen nominiert und ein zweiter diese Nominierung bekräftigt, wird sofort über diese Nominierung abgestimmt. Bei absoluter Mehrheit für einen Mord tritt der Lynchmob sofort in Aktion. In vielen Runden werden stattdessen die Nominierungen erst gesammelt, und anschließend wird mit einfacher Mehrheit ein Schuldiger ausgekuckt. Wie auch immer, die getötete Person gibt sich anschließend zu erkennen und die Dörfler erfahren, ob sie einen Unschuldigen erwischt haben.

Grundsätzlich haben bei dieser Konstellation die Werwölfe einen Vorteil. Deshalb gibt es in den verkauften Versionen eine Menge 'Sonderrollen', die den Dörflern das Überleben und das Finden der Werwölfe erleichtern. Und das ist das große Verkaufsargument von Ultimate Werewolf: zum einen gibt es mehr Sonderrollen als in allen anderen Verkaufsversionen, zum zweiten sind die Rollen (laut Hersteller) so ausgesucht, dass sie alle sinnvoll, aber nicht unbalanciert sind, und zum dritten kann man sich so sein Dorf ganz nach eigenem Wunsch zusammenstellen. Um hierbei ein balanciertes Spiel hinzubekommen, sind die Karten mit Wertungen versehen, die für ein ausbalanciertes Spiel ungefähr auf Null auskommen sollen. Außerdem sollten auf jeden Fall einige Dörfler dabei sein. Allerdings sollte man auch bedenken, wie oft die Spieler bereits zusammen gespielt haben, denn mit steigender Erfahrung verschiebt das Gleichgewicht sich hin zu den Dörflern.

Die Sonderrollen sind recht interessant gewählt, wobei man einige auch aus anderen Versionen kennt, andere aber nicht. Hier ein paar Beispiele, die Liste ist allerdings nicht vollständig:

  • Die Seherin kann jede Nacht einen Dorfbewohner überprüfen, ob er/sie ein Werwolf ist.
  • Sollte die Seherin sterben, gibt es einen Seher-Azubi, der die Rolle übernimmt.
  • Die Aura-Seherin kann erkennen, welche andere Dörfler Sonderfertigkeiten haben (also weder einfache Dörfler noch Werwölfe sind)
  • Der Leibwächter wählt jede Nacht einen Mitbewohner, den er vor Leid schützt.
  • Die Lycantropin besitzt zwar das Werwolfgen (sieht für den Seher also aus wie ein Werwolf), ist aber ein normaler Dörfler (das Gen ist rezessiv).
  • Die Märtyrerin kann sich (einmal) anstelle des gewählten Opfers töten lassen, sowohl tagsüber als auch nachts.
  • Die Freimaurer kennen einander - wissen also auch, dass sie unschuldig sind - aber jede Erwähnung der Freimaurer während des Spiels (auch indirekt) wird in der nächsten Nacht durch den Tod des erwähnenden Spielers bestraft. Dies muss also nicht einmal unbedingt einen Freimaurer treffen...
  • Die Alte Vettel darf jede Nacht einen Spieler verfluchen, der am nächsten Tag weder mit diskutieren noch abstimmen darf, aber auch nicht das Ziel einer Abstimmung sein darf
  • Der Verfluchte stirbt bei einem Angriff durch Werwölfe oder Vampire nicht, sondern wird zu einem von diesen.
  • Der Betrunkene erfährt erst in der dritten Nacht, was er eigentlich ist.
  • Der Einsame Wolf gewinnt nur, wenn er bei Spielende der einzige noch lebende Werwolf ist
und so weiter.

Die Karten sehen hervorragend aus (entworfen wurden sie von Sanjana Baijinth) und sind ziemlich deutlich, wenn auch Englisch beschriftet. Neben dem 'Wert' der Karte links unter gibt es ein Symbol rechts unten, das anzeigt, wie oft der Spieler nachts aktiv wird (nächtlich, einmal, nie), was zur Übersichtlichkeit beiträgt. Außerdem gibt es einen Notiozblock für den Moderator, auf dem er sich notieren kann, wer welche Rolle hat - eine deutliche Erleichterung. Die Karten sind auch stabil genug um mehrere Runden zu überleben.

Das Regelheft ist ziemlich dick, was überrascht, da die Regeln nur in Englisch und Deutsch zu finden sind. Es werden jedoch eine Reihe Szenarios vorgestellt mit den dazugehörigen Kartenauswahlen, Spieltips gegeben und Erläuterungen, wie dieses Spiel auch bei der Personalschulung größerer Unternehmen eingesetzt werden kann. Auch werden eine Reihe von Variationen beschrieben, wie man die Regeln verändern kann, um das Spiel noch interessanter zu machen.

Auch die Spieleschachtel ist sehr stabil gebaut, leider ist der Deckel allerdings sehr eng bemessen, so dass man die Schachtel nur schwer öffnen kann.

Für die meisten 'normalen' Fälle dürfte die Deutsche Ausgabe ausreichend sein, wer allerdings öfter mit großen Gruppen zu tun hat (Jugendfreizeiten, Cons etc.) kann sich die Englische Version zulegen, die in ihrer Größe wohl wirklich einmalig sein dürfte. Empfehlenswert ist das Spiel auf jeden Fall.

HerstellerBézier Games
AutorTed Alspach
Spieler5-68
Denken7
Glück3
Geschicklichkeitn/a
Preis ca.25 € (im Pegasus-Webshop)

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