x Roachware: Perfekt geknallt

Mittwoch, 12. Oktober 2011

Perfekt geknallt

Panty Explosion Perfect

Vor mehreren Jahren produzierte der kleine Amerikanische Verlag Atarashi Games das Rollenspiel Panty Explosion, das durch mehrere ungewöhnliche Spielmechanismen auffiel. Ein System, das sich weit an das von manchen Indie-Rollenspielen hochgelobte 'spielleiterlose' Spiel annähert, und dennoch ziemlich einfach funktioniert. Sicher, Atarashi ist laut Definition eigentlich auch ein Indie-Verlag, aber mittlerweile eine ganze Reihe Jahre am Markt, und hat auch mehr herausgebracht als nur Panty Explosion.

Der Name ist immer noch Programm: zum einen ist er eine Persiflage auf Engrish, das 'Möchtegern-Englisch', das manchmal zum Lachen reizt, manchmal zum Weinen. Zum anderen deutet er bereits an, dass es (immer noch) in erster Linie um Schulmädchen geht, die in Japan auf eine 'ganz normale' (naja) Schule gehen. Allerdings ist diese Schule jetzt ausdrücklich 'Atarashi High' - was natürlich in der speziellen Runde angepasst werden kann, wenn man bereits aus einer bestehenden Kampagne in, sagen wir, Teitan High spielen sollte. Zum anderen kann man jetzt auch etwas anderes spielen als das 'normale' Schulmädchen: 'cross-dressing boys' (Nomura Yuki von No Bra, zum Beispiel), Aliens, Roboter, Austauschschülerinnen oder Dämonen sind genauso möglich.


Einiges hat sich erhalten, anderes ist verändert - wie es bei einer neuen Version üblich ist. Schon rein äußerlich hat sich einiges getan: statt 100 Seiten misst die neue Version nur noch 52 Seiten (wobei bei letzterem der Umschlag noch hinzukommt...). Hierbei gehe ich von den PDF-Dateien aus, die mir vorliegen:

Optisch hat sich einiges getan. Die Illustrationen sehen jetzt noch mehr nach manga aus, der Seitenhintergrund (immernoch ein Scheibblock mit Ringheftung) ist weniger auffallend, aber gut sichtbar. Aber viel wichtiger ist, was sich verändert hat und was gleich geblieben ist.

Wie gesagt, man spielt immer noch Schülerinnen - oder was sonst so dafür durchgeht. Wobei das natürlich auch davon abhängig sit, was die Spieler wollen.

Ein Charakter besteht immer noch aus verschiedenen Angaben und Werten. Die wichtigsten für das Spiel sind immer noch die beste Freundin und die Rivalin, die auch immer noch dieselben Rollen haben. Ebenfalls unverändert ist, dass die Charaktere einen japanischen Namen benötigen - was wohl nicht überraschend dürfte. Aber die Werte, Godai, Blutgruppe und so weiter, die in der ersten Version der Regeln die Charaktererschaffung langwierig aber auch interessant machten, sind verschwunden. Stattdessen wählt jeder Spieler zwei 'Details' - Eigenschaften, Fähigkeiten, Umstände etc., die den Charakter beeinflussen. Das können positive oder negative Sachen sein. Es gibt eine große Lister, die aber alles andere als vollständig ist.

Ach ja, zu den besten Freundinnen und Rivalinnen - es wird vorgeschlagen, statt zu wählen ganz einfach den jeweils linken Nachbarn zur besten Freundin und den rechten nachbarn zur Rivalin zu wählen. Das hätte dann den Vorteil, dass die Spieler gelichmäßiger einbezogen werden, und nicht jemand für alle die 'beste Freundin' darstellt.

Jeder Charakter hat ein Ziel, das in der Sitzung verfolgt werden soll. Diese Ziele sollten von allen beachtet werden, und eventuell auch entsprechend abgesprochen. Überhaupt ist der kooperative Aspekt des Systems - der schon in der ersten Version nicht zu verkennen war - im Regelwerk deutlich umfangreicher gestaltet als vorher.

Psychisch Fertigkeiten hat direkt nach der Erschaffung jetzt keine Schülerin, aber alle können welche erwerben. Es ist also jetzt auch möglich, dass im Laufe einer Kampagne alle Teilnehmer psychisch werden.

Das hat auch Effekt auf die Wahl zur beliebtesten und unbeliebtesten Schülerin. Zum einen kam zu Spielbeginn niemand nicht gewählt werden, zum anderen kann nach jeder Szene jeder Spieler eine Neuwahl beantragen - jeder Spieler einmal pro Abend. Charaktere, die in dieser Sitzung psychische Fähigkeiten manifestiert haben, können nicht mehr zur beliebtesten Schülerin gewählt werden. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob der logische Effekt (diese Spieler erhalten keine Stimmen mehr, und werden damit automatisch alle unbeliebteste Schülerin) so beabsichtigt ist, oder ob das nich die Absicht ist, ist mir nicht klar - obwohl mir ersteres ein wenig wahrscheinlicher erscheint.

Mehr noch als im Urspiel wird der Augfbau der Szenen, die Herausforderungen (Challenges) und die Abwicklung in die Hände der Spieler gelegt. Auch der Würfelmechanismus ist vereinfacht: man würfelt nur noch einen sechsseitigen Würfel und benötigt mindestens eine 3 (beliebt), 4 (neutral) oder 5 (unbeliebt).

Auch die psychischen Fähigkeiten sind 'aufgebphrt'. Zunächst einmal hat eine Schülerin zu Beginn keine psychische Fähigkeit, kann aber jederzeit Fähigkeiten manifestieren - wonach die Schülerin als Psychic bekannt ist. Beim 'Coming out' gibt es einen automatischen Erfolg, der aber von der Rivalin erzählt wird.

Psychische Fähigkeiten können weit gefasst sein - zwei Fähikgeiten hat jede psychische Studentin: Levitation und 'Köpfe explodieren lassen'.

Auch der Mechanismus mit Zielen und Eigenschaften ist verändert. Zum einen kann am Ende jeder Szene festgestellt werden, dass jemand sein Ziel erreicht hat - vorausgesetzt, die beste Freundin stimmt dem zu. Die ebste Freundin kann aber auch sagen: "Nein, Du meintest nur, musst aber feststellen, dass X noch fehlt". Ein erreichtes Ziel erlaubt auch nur noch, eine Eigenschaft durch eine neue zu ersetzen, die mit dem erreichten Ziel zusammenhängt.

Auch der Mechanismus für Dämonen musste angepasst werden. Der Standardwurf, den der Dämon nötig hat, ist 4, dieser Wert erhöht sich um 1 für jeden Erfolg, den die Spieler gegen ihn erzielen. Noch nicht aufgelöste Ziele senken den Mindestwurf dahingegenum 1, bis zu einem Mindestwurf von 2 (eine 1 ist immer 'daneben'). Zweimal flieht der Dämion, beim dritten Mal wird er tatsächlich erlegt, wobei eine Mindestanzahl erfolgreicher Aktionen gegen den Dämon nötig sind: normalerweise 3, für besonders zähe Dämonen dürfen es auch einmal fünf oder sechs sein...

Die Übersicht über mögliche Dämonen sit auch erweitert, und wirkt auch recht japanisch. Neko-mata (Dämonenkatze), Agenten, Lehrer, tengu, tentakel ... die Auswahl ist groß.

Auch die Übersicht über die Schule und Japan im allgemeinen wurde vorsichtig angepasst, entspricht aber ziemlich dem, was mir so bekannt ist.

Das neue System ist eher geeignet für One-Shots, für längere Kampagnen dürfte das 'alte' geeigneter sein. Gerade für Cons und ähnliches dürfte aber Panty Explosion Perfect gut geeignet sein - und für die gelegentliche Runde, wenn die Spieler der wichtigsten Charaktere einer Kampagne einmal nicht da sein können...


HerstellerAtarashi Games
AutorJake Richmond & Matt Schlotte
Spieler RPG
Denken RPG
Glück RPG
Geschicklichkeit RPG
Preis 12,26 €

Nett: Die Versandkosten sind nur 4,60 Euro - für einen Amerikanischen Versand dürfte das extrem günstig sein.

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