x Roachware: Nicht nur für Bücherwürmer

Dienstag, 21. Dezember 2010

Nicht nur für Bücherwürmer

Sator Arepo Tenet Opera Rotas

Nein, dies ist keine Einführung in Okkultismus, auch wenn der Name dieses Spiels es vermuten lässt. Sator Arepo... ist zwar ein bekannter 'magischer' Spruch, weil er sich so in ein Quadrat schreiben lässt, das er (wie ein pseudo-magisches Quadrat) in allen Richtungen gelesen erden kann, aber er hat schon einige Jährchen auf dem Buckel - die ältesten (spiegelbildlichen) Überlieferungen dieses Spruches stammen m.W. aus dem 1. Jhd. (Pompeji, Cirencester, Manchester, Petersdom).

Auf diese Geschichte wird in dem gleichnamigen Spiel von Scribabs/PostScriptum/Heidelberger aber nicht engegangen - hier ist es ein Merkspruch, der ketzerische Bücher in einer Klosterbibliothek bewegt und so verdammte Seelen zurückhält. Aber irgendwann kommt die Zeit, dass der alte Hüter des Wissens sein Wissen weitergeben muss, und so schickt er seine Akolythen aus, die Bücher zu sammeln, auf dass er seinem Nachfolger - dem, der ihm als erster eine angewiesene Teilmenge der Bücher bringt - in die Geheimnise einweisen kann. Ein Problem dabei ist, dass die Brücken, die die Regale verbinden, über einem Abgrund beweglich angebracht sind und nicht immer den Weg zu den nötigen Büchern bieten, so dass man sie sich ggfs. erst zurechtschieben muss.


In der Spieleschachtel findet man folgendes:

  • 1 Spielbrett
  • 78 Karten 'Incertus Movet in Aere Sospeso'
  • 31 Karten 'Liber Fidei'
  • 52 Karten 'Startaufstellung'
  • 4 Akolythen-Spielfiguren
  • 4x4 verschollene Bücher
  • 4 Wasserspeier
  • 4 x 6 Laufbrücken, und zwar verschiedene Polyominos: je ein Domino, ein I- und ein V-Triomino. ein I- und ein T-Tetromino, sowie das V-Pentomino
  • 4 Übersichtskarten
  • die Spielregel in Deutsch und Englisch

Die Namen der Karten heißen übersetzt so viel wie 'er/sie/es bewegt unsicher, in der Luft erhoben' bzw. 'Buch der Treuen / Gläubigen'. (Nicht schlagen, die Übersetzung habe ich ohne Wörterbuch rein aus der Erinnerung an meinen Lateinunterricht durchgeführt...) Die Karten haben normale Qualität, die Laufbrücken müssen vor dem Spiel aus Stanzbögen entfernt werden aus denen sie sich aber sehr gut lösen lassen. Bücher, Wasserspeier und Akolythen bestehen aus Plastik, wobei die Wasserspeier und Akolythen wirklic schön modelliert sind - man könnte sie one weiteres auch für Battlemaps oder ähnliches missbrauchen.

Leider sind die Karten zwar sehr stimmungsvoll gezeichnet, aber man muss sie schon gut kennen um ihre Bedeutung sofort zu erkennen. Zuminest in den ersten Spielen wird die Seite mit der Erläuterung dieser Karten oft um den Tisch gehen - es wäre schön gewesen, wenn diese Übersicht als ein 'Spickzettel' mehrfach beigelegt worden wäre.

Anm.: Achja, das übersetzte Latein: auch die Sprüche auf den Karten scheinen mir ein wenig 'Küchenlatein' zu sein. 'Victoria in manu nobis est' als 'Der Sieg liegt in unseren Händen'? Manu ist IIRC Dativ/Ablativ Singular, und 'nobis' ist Ablativ zu Nos, nicht das besitzanzeigende Adjektiv - das müsste mW nostrae sein bzw. im Ablativ nostra. Was allerdings nichts an der Stimmung ändert, die durch diese Sprüche erzeugt wird, und die an eine Gregorianische Messe erinner.

Zu Spielbeginn werden die Bücher mit Hilfe der Startaufstellungs-Karten auf dem Spielfeld verteilt, so dass in jedem Spielfeldviertel ein Buch jedes Spielers liegt. Anschließend werden die Laufbrücken unter den Spielern verteilt (wobei diese zwar vier Farben haben, aber nicht einem bestimmten Spieler zugewiesen sind) und auf das Spielfeld gelegt, so dass sie möglichst kurze Wege zu den eigenen Büchern bieten.

Jeder Spieler erhält zufällig 4-6 'Incertus'-Karten, wobei später startende Spieler mehr Karten erhalten. Die 'Liber'-Karten werden nach Spielerfarbe aufgeteilt jeder Spieler erhält einen eigenen Satz, den er mischt und vor sich ablegt.

Eine Spielrunde besteht aus den folgenden fünf Schritten, die in dieser Reihenfolge durchgeführt werden: Karten tauschen, Karten ausspielen, Akolythen bewegen, Karten abwerfen, Karten ziehen.

Tauschen erfolgt immer im Verhältnis 2:1, wobei man sich eine Karte aus den Zugstapeln aussuchen darf, wenn eine der beiden ausgespielten Karten ein 'Liber' war. Da diese 'Liber'-Karten aber nach dem Ausspielen / Tauschen nicht mehr zur Verfügung stehen, sollte man schon einen guten Grund dafür haben...

Anschließend darf man Karten im Wert von 6 Aktionspunkten ausspielen - jede Karte hat einen Kostenwert. Die 'Incertus'-Karten erlauben das Bewegen oder Drehen von Brücken (sowie automatisch die Bewegung des Akolythen), die 'Liber'-Karten ermöglichen Sonderaktionen wie den Sprung über den Abgrund, die Bewegung gegnerischer Akolythen, das Besetzen einer Brücke mit dem Wasserspeier, wodurch diese nicht mehr bewegt werden darf, etc.

Erst wenn all diese Aktionen ausgeführt wurden, wird der Akolyth so viele Felder bewegt, wie der Spieler 'Incertus'-Karten ausgespielt hat. Dabei darf man nicht durch einen anderen Akolythen gehen, oder auf einem Feld mit einem Buch eines Mitspielers stehen bleiben. Eigene Bücher werden unterwegs automatisch aufgesammelt.

Karten abwerfen bedeutet, dass die vorher ausgespielten Karten jetzt auf die Ablagestapel kommen - 'Incertus'-Karten auf einen gemeinsamen, der auch wiederverwendet werden kann, 'Liber'-Karten auf einen eigenen, der auch nicht ins Racycling kommt.

Schließlich zieht man so viele Karten nach, dass man wieder 6 Karten auf der Hand hat. Dabei darf man, wie auch sonst während des Spiels, nicht über drei 'Liber'-Karten auf der Hand kommen.

Während des Zuges darf man zusätzlich einmal seinen Akolythen 1 Feld bewegen, eine Brücke 1 Feld bewegen oder eine Brücke drehen - das darf auch vor oder während des Kartenausspielens geschehen, und eröffnet so zusätzliche Möglichkeiten, die Karten zu verwenden.

Sobald ein Spieler alle 4 Bücher gesammelt hat, hat er gewonnen.

Wenn man das Thema subtrahiert, bleibt ein einfaches, aber gewitztes Zugspiel übrig, das auch vom Ärgerfaktor lebt. Es geschieht öfter als man denkt, dass der geplante Weg durch Aktionen der Mitspieler plötzlich unmöglich wird, und ein Teil der eigenen Aktionen wird immer damit verbracht, die Probleme, die sich aus den Zügen der Gegner ergeben, zu umgehen. Interessant ist, dass man eigentlich nur durch Bewegen der Brücken seinen Akolythen auf Geschwindigkeit bringen kann, aber dieses Bewegen oftmals nur erfolgen kann, indem man sich selbst den Weg verbaut. Auch sollte man immer die Optionen der Mitspieler im Auge behalten, und vor allem bedenken, welche 'Liber'-Aktionen diese Mitspieler nicht mehr aben, weil sie bereits ausgespielt wurden. Wenn man das im Auge behält, kann man die Mitspieler böse ärgern.

Alles in allem wohl kein Spiel für Onkel Gustav, der nur zur weihnachtlichen Familienfeier genötigt werden kann, ein Spiel anzufassen, aber wer auch sonst im Familienkreis gelegentlich ein Spiel auspackt, dürfte hiermit auch gut bedient sein.


HerstellerScribabs, PostScriptum, und Heidelberger
AutorFederica Rinaldi & Ennrico Pesce
Spieler2-4
Denken8
Glück5
Geschicklichkeit0
Preis ca.35 €

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