x Roachware: Keine Angst!

Dienstag, 24. März 2009

Keine Angst!

Don't Panic Con, Wien

Folgende Rezension stammt von Gastschreiber Markus Widmer, a.k.a. paradroid

Die Don't Panic Con hat vor Jahren als kleines Treffen von Spielefans einer österreichischen Fachhochschule begonnen. Die aktuelle Ausgabe ist nach wie vor eine Produktion von Fans für Fans, hat aber, gerade für das in Sachen Conventions nicht gerade übermäßig beglückte Österreich, schon sehr stattliche Dimensionen angenommen. Drei Tage lang wurden im Wiener Außenbezirk Floridsdorf durchgespielt, insgesamt über 80 Tickets verkauft und spielerisch aufgerundete 1.234,56 Euro an Spenden für die Wiener Kinderkrebshilfe gesammelt. Das ist eine weitere, schöne Besonderheit an der DPC: Wer hier spielt, tut Gutes!

Ebenfalls ungewöhnlich: Der Veranstaltungsort der Con. Gespielt wurde im Keller, aber auch im Hauptsaal einer evangelischen Kirche. Die Rollenspieler konnten sich auf die gewohnten Gammelsofas im Keller verziehen, während die Brett- und Kartenspieler sich dort breit machten, wo normalerweise Gottesdienste abgehalten werden. Ein kleiner Nachteil war, dass die Con am Sonntag deswegen kurz unterbrochen werden musste. Dafür kam die Pfarrfamilie danach in den Genuss einer Runde "Pingu-Party". Und der Altar durfte am Sonntag dann als Ludothek herhalten.

Wo wir gerade bei der Ludothek sind: Hier (und nicht nur hier) hatte sich die Orga im Vorfeld ordentlich ins Zeug gelegt. Nicht nur die gesammelten Werke der hiesigen Pegasus-Supporter und Spiele von Spendern, sondern auch massig Leihgaben der städtischen "Spielebox" wurde zu einer Sammlung angehäuft, die von Klassikern über Neuheiten bis zu Raritäten alles bieten konnte. Neben dem freien Spiel fanden auch einige Turniere statt: Spieler von "Munchkin", "Ninja v. Ninja" und "Die Werwölfe vom Düsterwald" kamen dabei besonders auf ihre Kosten. An der Rollenspielefront kamen vor allem die Bestseller zum Zug: Shadowrun, DSA und natürlich Cthulhu. Aber auch hier gab es neue Dinge oder selten Gespieltes zu entdecken, so kam ich zum Beispiel in den Genuss einer Runde "Legends of the Five Rings".

Wenn die Orga nicht gerade Spiele eingesammelt hatte, war sie brav auf Sponsorensuche und hat alles, was Rang und Namen hat, angeschnorrt. Das äußerte sich für die Besucher vor allem in der äußerst beliebten Würfel-Tombola, die für eine kleine Spende und mit dem richtigen Würfelwurf tolle Preise abstauben konnten; dabei war so ziemlich alles von der Zinnminiatur über das Quellenbuch bis zum ausgewachsenen Brettspiel. Die Warteschlangen waren raumfüllend.

Heimliche Spender gab es übrigens auch in der winzigen Küche der Kirche: Die Besitzer eines VIP-Tickets wurde für den guten Zweck von morgens bis abends hervorragend bekocht und bedient. Ein wirklich erstaunlicher Komfort, den man sich bei einer kleinen Fan-Con so sicher nicht erwartet hätte.

Ein so freundliches Ambiente zieht auch das entsprechende Publikum an, schön durchmischt, was Alter, Spielvorlieben und Erfahrung betrifft. Ich war jedenfalls angenehm überrascht, wie wenig die Menschen an der DPC dem gängigen Klischee der verschrobenen Spieler-Nerds entsprachen. Spielerunden waren in Sekundenschnelle beisammen, niemand blieb außen vor, und immer fand sich jemand, der liebend gerne die Spielregeln erklärte. Einfach eine feine Gesellschaft.

Die Don't Panic Con wird es auch 2010 wieder geben, das steht fest. Und wenn sich die gute Kunde weiter verbreitet, wird sich die Orga wohl wieder einen größeren Veranstaltungsort suchen müssen. Wohl oder übel wird dann das Spielen an sich, das bisher relativ spontan bzw. übers Schwarze Brett organisiert wurde, stärker strukturiert werden müssen. Mir persönlich wäre ein fixer Zeitplan schon dieses Jahr recht gewesen. Allzu oft hatten gerade die Rollenspieler angesichts der vielen Attraktionen manchmal Mühe, wirklich vier Stunden konzentriert mitzuspielen und nicht zwischendurch die Tombola abzuräumen oder beim Tischfußballturnier zu gewinnen. Aber letztlich muss man natürlich bei jeder Convention mit vielerlei Ablenkung rechnen.

Mein persönliches Fazit: Kein noch so luxuriöser Urlaub kann es mit der Erholung aufnehmen, die mir diese drei Tage RPC verschafft haben. Ich war ganz weit weg von allem, was mich belastet, umgeben von netten Menschen (von denen ich anfangs keinen kannte) und mittendrin in meiner größten Leidenschaft: Spielen. Die Orga hat Großartiges geleistet, kaum etwas geschlafen und einen schönen Erfolg erzielt. Ich freue mich auf 2010!

Veranstaltung

Don't Panic Con

Ort

ev. Pfarre Weisselgasse, Wien, Österreich

Eintritt

5 bis 40 Euro, je nach Teilnahmezeit und Verpflegungswunsch, Geld geht als Spende an die St. Anna Kinderkrebshilfe

Teilnehmer

ca. 80

Dauer

Freitagnachmittag - Sonntagabend

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