x Roachware: Identitätskrisen

Dienstag, 1. Dezember 2009

Identitätskrisen

Mein Name ist HaseElch

Es herrscht Angst im Wald - der Jäger geht um. Vor allem Hasen und Elche scheinen ziemlich unsicher - immerhin weiss niemand, welche Hasen und Elche der Wildhüter als 'in Ordnung' durchgehen lässt, und welche nicht. So verändern die Tiere immer wieder ihren Kopfschmuck, in der Hoffnung, vor dem Jäger zu bestehen.

Das ist die Situation im Kartenspiel Mein Name ist Elch der Czech Games Edition, die in Deutschland vom Heidelberger Spieleverlag vertrieben wird. Die CGE ist bekannt für ungewöhnliche Spiele, allerdings dürften sie mit Mein Name (Englischer Originaltitel: Bunny Bunny Moose Moose) auch weitab ihrer sonstigen Reviere wildern.

Die Schachtel enthält zwar einiges an Luft, aber auch eine ganze Menge Material:

  • einen Gedichtbogen, mit einem Gedicht in zwei Versionen
  • 6 Spielerkarten in verschiedenen farben (gelb, orange, rot, blau, grün, braun)
  • 12 Holzfiguren - in jeder Farbe ein Hase und ein Elch
  • 15 'Fährten'-Karten, die für die Punktabrechnung verwendet werden,
  • 111 'Punktekarten', die Hasen, Elche, Jäger und so weiter zeigen
  • die Spielregel in Deutsch - man kann sie auch als PDF in Englisch oder Deutsch von der Webseite herunterladen

Die Elchfiguren sind ein wenig gewöhnungsbedürftig - man muss schon genau hunsehen, um sie als Elche zu erkennen. Während des Spiels macht das allerdings nichts aus, man erkennt schnell, wo man seine eigene Position verbessern kann bzw. sollte.

Jeder Spieler erhält die Figuren und die Farbkarte einer Farbe, die Fährte wird ausgelegt, die Figuren werden auf die 5. Fährtenkarte gesetzt. Dann beginnt ... der Spieler, der am meisten wie ein Elch aussieht. (Ich weiss nicht, wieso, aber mittlerweile habe ich so viele Variationen zu diesem Thema gelesen, dass ein 'der Startspieler wird zufällig bestimmt' erfrischend innovativ wirkt.)

Es wird empfohlen, dass die Spieler mit einer Ausnahme alle auf einer Seite eines Tisches sitzen, und nur der "Vorleser" (der reihum wechselt) auf der anderen Seite. Auch wenn das zu einigem Stühlerücken führt: für dieses Spiel ist es sehr empfehlenswert, diese Sitzordnung auch tatsächlich anzuwenden, weil man sich sonst unweigerlich mit links-rechts/spiegelbildlichen Wiedergaben verhaspelt.

Worum geht es nun? Während der Vorleser das Gedicht (mehrfach) vorliest, werden Punktkarten aufgedeckt, die den Spielern anzeigen, welche Tiere Punkte verdienen oder auch nicht. Dabei erkennt man einen Elch daran, dass der Spieler zwei Schaufeln mit ausgestrecktem Daumen an den Kopf anhält (Schaufeln können nach oben oder nach unten zeigen, sie können eine geschlossene Fläche haben oder sie können aus einzelnen Hörnern bestehen. Das sind also vier Möglichkeiten je Schaufel, ein Elch hat immer zwei Schaufeln. Genauso ist ein Hasenohr gerade oder angewinkelt, und sitzt entweder hoch am (hinter dem) Kopf, oder seitlich. Es ist Sache der Spieler, Schaufeln bzw. Ohren eindeutig anzuzeigen, und kein Mischtier (Ohr plus Schaufel) oder unvollständiges Tier darzustellen. Sobald nämlich nach dem ersten Durchlauf durch das Gedicht bei späteren Durchläufen ein Jäger erscheint, dürfen die Spieler nicht mehr ihren Kopfschmuck verändern, und es wird gewertet.

Hierbei gibt jede Karte grundsätzlich einen Bonus oder Malus wieder, der abhängig ist von den Schaufeln bzw. den Ohren. Ein Tier mit nur einem Ohr oder mit Schaufel-Ohr-Mischung ist keines, sondern nur ein seltsam geformtes Gebüsch. Da der Jäger nicht in Gebüsch interessiert ist, verliert so ein Spieler Punkte: beide Figuren ziehen ein Feld rückwärts.

Ansonsten werden die sechs (im erweiterten Spiel: acht) aufgedeckten Punktekarten ausgewertet, und jeder Spieler erhält Punkte abhängig von den ausliegenden Karten. Dabei zieht er dann immer nur eine Figur vorwärts: wenn er einen Elch dargestellt hat, die Elchfigur, wenn er einen Hasen dargestellt hat, die Hasenfigur.Der Vorleser hat zu Beginn der Vorleserunde eine Wette auf einen Mitspieler abgegeben: er erhält genau so viele Punkte wie der Mitspieler - wenn der ein Gebüsch ist, verliert auch der Vorleser Positionen.

Hierbei ist die Länge der Fährte wichtig: wenn das Feld sich über mehr als 15 Karten ausdehnt, werden die hintersten Figuren auf dem letzten Fährtenfeld gesammelt, andererseits wird aber sowohl nach vorne wie nach hinten angelegt, wenn nötig und möglich.

Neben den Schaufeln- und Ohrenwertungen gibt es noch ein paar weitere Karten: zum einen gibt es natürlich Karten, bei denen die genaue Schaufelform nicht wichtig ist für die Punkte, oder die Ohrposition, oder... Außerdem gibt es 'Punkteumkehrkarten' - aus Minuspunkten werden Pluspunkte und umgekehrt. So eine Karte führt meist dazu, dass die Spieler in großem Maßstab ihren Kopfschmuck ändern. Es gibt Karten, die Bonuspunkte geben, wenn man die Zunge herausstreckt. Und dann gibt es auch Karten, die genau dann gelten, wenn man einen Elch bzw. einen Hasen darstellt. Hierbei gilt dann noch eine Sonderregel: ein Tier, das die Zunge herausstreckt, sieht nicht nur ziemlich dämlich aus. Es tut nut so, als ob es das sei, was es nach dem Kopfschmuck sein müsste, ist aber in Wirklichkeit das Gegenteil. Sprich: Ein Spieler, der Punkte macht dafür, dass er zwei 'richtige' Schaufeln anzeigt, erhält nur dann Punkte für eine Karte 'Elche', wenn er die Zunge nicht herausstreckt, bzw. Punkte für eine Karte 'Hase', wenn er das sehr wohl tut. Umgekehrt ist ein Tier mit Ohren, das die Zunge herausstreckt, in wirklichkeit ein Elch.

Am Ende der Wertung darf der am weitesten zurückliegende Hase und der am weitesten zurückliegende Elch noch ein Feld vorziehen.

Das Spiel wird eine Reihe Runden mit wechselnden Vorlesern durchgezogen, es gewinnt schließlich der Spieler, dessen hintere Figur weiter vorne steht. Man muss also ständig im Auge behalten, welche eigene Figur weiter hinten steht, und notfalls Elchpunkte für einen Hasen verwenden oder umgekehrt (durch zielgerichteten Einsatz der Zunge).

Während des Spiels macht man also ständig eine ziemlich seltsame Figur, was auch mit Ziel des Spiels ist. Die ganze Spielregel ist darauf angelegt, den geringen Ernst des Spiels auch in den Regeln umzusetzen. Das beginnt bei den Beschreibungen (das "seltsam geformte Gebüsch", das ich bereits erwähnte, stammt so aus der Spielregel) der Regeln bis hin zu den Beispielen. In der Illustration des Spielaufbaus steht ein 'Spielverderber' seitlich vom Spieltisch abgewendet, mit dem Kommentar "Typ, der kein Spiel mitspielt, bei dem er sich zum Affen machen könnte", sowie bei einer Person am Tisch: "Mädchen, das diesen Typ wirklich gemocht hat, aber jetzt enttäuscht feststellt, was für ein Blödmann er ist"...

Mein Name ist HaseElch ist sicherlich kein ernstes Spiel, aber ein gutes Partyspiel für kleine Gruppen ist es sicher, und als hübscher Start für einen Spielabend pder als Absacker ist es sicher gut geeignet.

HerstellerCzech Games Edition in Zusammenarbeit mit Heidelberger

Autor

Vlaada Chvátil

Spieler

3-6

Denken

6

Glück

4

Geschicklichkeit

5

Preis ca.

€15

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