x Roachware: Schaffe schaffe Schiffle baue

Montag, 16. August 2010

Schaffe schaffe Schiffle baue

Die Werft


Schiffe bauen war lange Zeit ein beliebter Wirtschaftsweig sowohl in Deutschland als auch in vielen anderen Ländern. Mit dem Spiel 'Die Werft' von der Czech Games Edition soll auch der normale Spieler, der mit Schwerindustrie meist wenig echte Erfahrungen auftun kann, sich in diesem Wirtschaftszweig versuchen.

Die Dose ist groß und schwer, auch wenn sie nur wenige richtige Spielfiguren enthält. Die meisten Figuren werden benötigt um entweder den aktuellen Spielstand anzuzeigen oder Positionen zu markieren. Der Großteil des Spielmaterials wird gebildet aus Pappcountern, die man zunächst aus ihren Stanzbögen herausdrücken muss.

Dabei geht es nicht immer ganz ohne Opfer ab: obwohl ich vorsichtig war, sind mir zwei Counter beinahe nur in mehreren Lagen aus dem Bogen entgegen gekommen. Wer mit 'normaler' Vorsicht zugange ist, kann ohne weiteres noch mehr Counter auf diese Art zerlegen.

Insgesamt muss man aus 8 Stanzbögen jede Menge Counter auspöppeln, hinzu kommen noch Spielbretter und ein paar Holzfiguren. Im einzelnen sind es:

  • ein zweiteiliger Spielplan
  • 4 Werftpläne für die einzelnen Spieler, auf denen diese ihre Schiffe bauen
  • 104 Schiffsteile: 26 Bugstücke, 26 Heckstücke und 52 Mittelstücke
  • 120 Ausrüstungsstücke aus Countern, nämlich je 24 Segel, Schornsteine, Schiffsschrauben, Lasträne und Kanonen
  • 72 Besatzungsmitglieder, nämlich je 24 Kapitäne,m Kaufmänner und Soldaten
  • 24 Kanalstücke
  • 2 mal 12 Karten mit Regierungsaufträgen
  • 48 Arbeitskraftcounter
  • 14 Güterzüge mit Rohstoffen
  • Geld in 40 Münzen (1 und 5 Gulden)
  • 4 mal 5 hölzerne Spielfiguren: 3 Figuren zur Wahl der Aktionen, 1 Punktanzeiger, 1 Schiff
  • 5 Marker um Züge und Aktionen zu markieren
  • ein Regelheft

Das Heft ist mit 12 Seiten ziemlich dick für ein Gesellschaftsspiel. Man muss die Regel dann auch mehrere Male lesen (und am besten ein, zwei Proberunden durchspielen), bevor man die Regeln so weit begriffen hat, dass man einigermaßen flüssig spielen kann.

Zu Spielbeginn erhält jeder Spieler einen Werftplan, seine eigenen Spielfiguren, einen Güterzug mit allen 3 Rohstoffarten, 6 Gulden und von beiden Sets Regierungsaufträge je drei Stück. Auf dem Spielfeld liegen weitere Güterzüge, Schiffsteile, Kanalstücke, Ausrüstungsteile etc. aus, so dass man zu jeder Zeit eine Übersicht hat, was momentan alles möglich ist. Im Endeffekt ist bis auf die Regierungsaufträge alles öffentlich einsehbar, was die Planung ein wenig erleichtert.

Wer an der Reihe ist, wählt eine Aktion aus den verschiedenen möglichen aus. Hierbei darf man weder die eigene letzte Aktion wiederholen, noch eine Aktion ausführen, die ein anderer Spieler zuletzt ausgeführt hat. Dies wird über eine Aktions-'Rennbahn' gesteuert, auf der einzelne Plättchen mit Symbolen liegen. Die zuletzt ausgeführte Aktion wird jeweils mit einer Spielfigur markiert, so dass immer deutlich ist, was erlaubt ist und was nicht.

Bei der Aktionswahl gibt es ggfs. zusätzliche Einnahmen, wenn man eine Aktion wählt, die schon länger nicht gewählt worden ist. Genauso sind die Ressourcen, die am längsten auf dem Spielbrett liegen, immer am billigsten, wenn man etwas 'neueres' erwerben will, muss man hierfür (mehr) Geld ausgeben.

Man versucht nun, Schiffe zusammenzustellen (ein Bug, ein Heck, mindestens ein Mittelstück). Hierbei sind die Schiffsteile nicht alle gleich, manche bieten Einbauplätze für Ausrüstungsstücke, manche bieten Kajüten für Offiziere, und so weiter. Wenn ein Schiff festiggestellt wurde, wird es in einem Testkanal probegefahren, den man ebenfalls wie auch Schiffsteile, Ausrüstungsstücke etc. aus der Auslage erwerben kann (gratis, oder neuere Stücke für Geld...). Auf den Kanalstücken sind Symbole: für das Überfahren erselben erhält man abhängig vom benutzten Schiff Siegpunkte. Es ist also wichtig, den Kanal auf das Schiff hin zu entwerfen - oder andersherum das Schiff für den Kanal zu bauen, je nachdem, was man zuerst erwerben konnte.

Man sollte meinen, dass man sich gegenseitig gut im Wege herumstehen kann, weil man mit seiner Aktion die gleiche Aktion für die Mitspieler blockiert, aber dieser Effekt wirkt sich deutlich schwächer aus als man denken sollte. Zum einen gibt es immer eine ganze Reihe von Sachen, die man sinnvoll tun kann - und von denen eine eigentlich immer frei verfügbar ist -, zum anderen kann man notfalls eine, zwei Runden warten (und andere sinvolle Aktionen zwischenschieben), weil bis dahin die Mitspieler die Aktionen wieder freigeben. Destruktiv - sprich: den Gegner behindernd - zu spielen behindert einen Spieler mindestens genauso stark selbst. Der in Tests stärkste entscheidende Faktor war es, dass man bei Bedarf einen zusätzlichen Zug 'kaufen' kann (für 6 Gulden), was oft stärker ist als die Counter, die man für diese 6 Gulden im Laufe der Zeit 'vorzeitig' erwerben kann.

So spielt man eine ganze Zeit nebeneinander her, bis eine besitmmte Anzahl Aktionen durchgeführt wurde. Man kann jederzeit ablesen, wie viele das sind, insgesamt sollten es 48 Einzelzüge sein, das sind bei vier Spielern rund zehn Durchgänge. Siegpunkte gibt es, wie gesagt, für Schiffsausrüstungen im Testkanal, sowie am Ende des Spiels für die Regierungsaufträge (von denen man im Laufe des Spieles so viele abgegeben hat, dass man nur noch zwei übrig hat). Bei Gleichstand zählt der Rest-"Reichtum". Man muss nur aufpassen, wenn man auf dem Punktetrack 'rundet' (er ist nicht lang genug für eine normale Partie, meist geht man in die 2. Runde).

Wie bereits geschrieben, gibt es nur wenig effektive Interaktion der Spieler untereinander. Ganz selten einmal kann man einen Spieler behindern indem man selber eine günstige Aktion durchführt - meist verzögert man die Aktion des Gegners damit nur. Erst gegen Ende des Spiels wird es wirklich interessant, ob man einen Gegner an bestimmten Aktionen hindern kann. Meist ist die Frage eher, was man mit den gratis verfügbaren, oder ganz selten einmal den bezahlten Countern sinnvoll anfangen kann, wenn man seine Regierungsaufträge bedenkt. Es geht bei diesem Spiel mehr darum, die aktuell möglichen Aktionen sinnvoll einzuschätzen und die für einen selbst günstigste zu wählen.

Dennoch macht das Spiel irgendwie Spaß. Es ist sicher mehr als das schöne Material - nicht nur stabil, wenn man vom ursprünglichen Auspöppeln absieht, sondern auch fürs Auge angenehm... Besonders, wenn man ein extralanges Schiff baut und das Spiel aufs Ende zugeht, wird es spannend. Auch bleiben die Ergebnisse meist ziemlich nahe beieinander - es gibt eigentlich nie den Effekt, dass ein Spieler frühzeitig davonzieht und einen uneinholbaren Vorsprung gewinnt. Insofern also doch ein 'Daumen hoch'.

Hersteller Czech Games Edition
Autor Vladimír Suchý
Spieler 2-4
Denken 8
Glück 3
Geschicklichkeit 0
Preis ca. 35 €

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